Die verkannten Helden: Bakterien und das Mikrobiom - Eine neue Perspektive auf unsere Gesundheit

Die verkannten Helden: Bakterien und das Mikrobiom - Eine neue Perspektive auf unsere Gesundheit
Schätzungsweise ist nur 1% der weltweit vorkommenden Bakterien krankheitserregend. Es ist also nicht fair, alle in einen Topf zu werfen und zu behaupten, dass Bakterien im Grundsatz gesundheitliche Risiken darstellen.

Dennoch haben Bakterien ein ziemlich schlechtes Image, denn bekannt sind sie fast nur als Krankheitserreger. Spätestens wenn man selbst eine bakterielle Infektion durchleben musste, möchte man von ihnen möglichst weit entfernt bleiben.

Warum widmen wir uns dennoch diesen kleinen Mikroorganismen?

Zum einen weil sie zu den frühesten Lebewesen auf dieser Erde gehören und wahrscheinlich auch aus genau diesem Grund an allen vorstellbaren Orten existieren. Sie leben im Meerwasser, im Boden, in der Erdkruste, aber auch auf und im Körper von allen Menschen. Sie leben auf der Haut, in den Atemwegen, im Mund, im Verdauungstrakt, in den Fortpflanzungsorganen und auch in den Harnwegen.


An welchen Körperteilen befinden sich Bakterien?

  • Auf der Haut und auf den Zähnen
  • Im Bereich zwischen Zähnen und Zahnfleisch
  • In den Schleimhäuten von Nase, Nasengängen, Rachen
  • In den Schleimhäuten des Darms
  • In den Schleimhäuten der Scheide

Müssten wir bei so vielen Bakterien auf und in uns nicht ständig krank sein?

Schätzungsweise ist nur 1% der weltweit vorkommenden Bakterien krankheitserregend. Es ist also nicht fair, alle in einen Topf zu werfen und zu behaupten, dass Bakterien im Grundsatz gesundheitliche Risiken darstellen.

Die auf und im Menschen vorkommenden Bakterien werden auch Flora oder Mikrobiom genannt. Je nachdem, wo genau sie vorkommen, spricht man dann von dem Haut-Mikrobiom, vom Darm-Mikrobiom oder von der Scheidenflora. Diese Begriffe hat vermutlich jeder schon öfters gehört, ohne direkt zu wissen, dass damit die Bakterien gemeint sind. 

Ein ausbalanciertes Mikrobiom, sei es auf der Haut oder im Darm kann das Wachstum anderer, schädlicher Bakterien verhindern. Heißt: Indem man dafür sorgt, dass man möglichst viele nützliche Bakterien auf und in sich hat, schützt man sich vor dem kleinen krankheitserregenden Anteil. 

Welche Rolle spielt der menschliche Darm?

Der menschliche Darm beherbergt Billionen von Mikroorganismen, darunter Bakterien, Pilze und Viren. Der Großteil von ihnen lebt im Dickdarm. Es mag vielleicht etwas verstörend wirken, da man mit allen drei Begriffen nicht wirklich etwas Nützliches oder Positives verbindet. Eine Ausnahme stellen vielleicht Pilze dar, die dem einen oder anderen auf einer Pizza Funghi sicherlich gut schmecken. 

Jedoch leisten diese Mikroorganismen im Darm Großartiges:

Sie zersetzen Nahrungsmittel, vor allem die, die für den Dünndarm nicht verdaulich sind. Sie tragen dazu bei, dass Nährstoffe aufgenommen werden können und setzen sogar wichtige Nährstoffe frei. Dadurch sind sie nicht nur maßgeblich an der Verdauung beteiligt, sondern auch an relevanten Stoffwechselprozessen, der Energiegewinnung und nehmen sogar Einfluss auf unsere Stimmung.

Nun sind wir soweit, dass wir uns an der bakteriellen Besiedlung unseres Körpers ein wenig mehr erfreuen. Nun widmen wir uns noch einer wichtigen, abschließenden Frage:

Wer oder was beeinflusst denn, welche Bakterien auf und in uns leben?

Die Antwort ist (eigentlich) ganz leicht. Ein jeder selbst, durch seine Ernährung und seinen Lebensstil. Jedoch wird es zunehmend schwerer, da aufgrund vieler Entwicklungen unser Leben grundsätzlich mikrobiell arm geworden ist. Dies hat vielfältige Ursachen, unter Anderen:

  • die Industrialisierung der Landwirtschaft
  • die moderne Lebensmittelproduktion
  • der Einsatz von Desinfektionsmitteln
  • städtische Lebensstile
  • zunehmender Konsum von Antibiotika 

Diese Maßnahmen werden praktiziert, um sich vor den krankheitserregenden Bakterien zu schützen. Leider wird dabei schnell vergessen, dass nicht gezielt nur die "Bösen" ausgelöscht werden können, sondern bei jeglicher anti-bakterieller Praktik auch die Wichtigen und Nützlichen mit eliminiert werden.

Umso wichtiger ist es, dass wir unserem Darm, das zurückgeben, was er braucht um optimal zu funktionieren. Diesen wichtigen Beitrag können wir durch bewusste Auswahl der Lebensmittel, die wir konsumieren, leisten.